Ein Tag in Phugmoche

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Phugmoche in Bildern
(1992 bis 2000)

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Eine Schule entsteht

An einem Monsunabend im August 1989 waren mein Mann und ich wieder einmal zu Gast in Lama Ngawang Jinpas gemütlicher Klosterküche. Nach einer Wanderung durch den tropf­nassen Bergwald wärmten wir uns am Feuer und tranken Buttertee. Der Lama sprach über seinen Wunsch, hier in Phugmoche, auf dem ererbten Kloster­gelände, eine Schule zu bauen, die junge Sherpa mit der Tradition ihrer Vorfahren vertraut machen solle.

 

Seit drei oder vier Jahrhunderten ist Phugmoche, zunächst als Einsiedelei, dann als Kloster, das Ngawang Jinpas Großonkel baute, ein Hort des kulturellen Erbes der Sherpa. Vor etwa 500 Jahren wanderten sie aus Osttibet in die Täler südlich des Mount Everest ein. Ihre Sprache, das Sherpa, ist ein Dialekt des Tibetischen. Ihre Religion ist eine alter­tümliche Form des tibetischen Nyingmapa-Buddhismus. Junge Sherpa, die eine nepalische Schule be­sucht haben, sind sowohl ihrer Muttersprache als auch der Kultur ihrer Vorfahren so weit entfremdet, daß für sie kaum noch ein Anreiz besteht, in ihrer Heimat zu bleiben oder dorthin zurückzukehren.

 

Ngawang Jinpa hat das Kloster und damit die kulturelle Verpflichtung gegenüber der Sherpagemeinde von seinem Großonkel Ngawang Yontan Gyatso übernommen. Er ist einer der Hauptakteure beim großen Frühlingsfest Dumjhe im Tempel von Junbesi, im zentralen Ort des Solutales. Er leitet die Riten um das Sommerfest auf den Berg­almen - vor allem aber begleitet er die Sterbenden und die Seelen der Toten bei den für jeden Buddhisten un­er­läßlichen Totenriten.

 

Um diese alte Tradition vor dem allzu schnellen Verfall zu bewahren, faßte Ngawang Jinpa den Entschluß, das Klostergelände der Sherpagemeinde zum Geschenk zu machen und in Phugmoche eine Schule zu gründen. Bislang war das Projekt am Finanzierungsproblem gescheitert. Der Verein Freunde Nepals in München nahm sich der Sache an, und schon ein halbes Jahr später konnte ich eine Spende überbringen, die den Baubeginn er­möglichte. Am 8. Mai 1992 wurde die Schule in einer feierlichen Zeremonie ihrer Be­stimmung übergeben. An­schließend wurden die ersten Schüler, 15 Jungen, ein­ge­schrieben.